Wir können unsere Augen schließen und es uns mehr oder weniger vorstellen.
Eine Tüte 2,50m hoch, entsprechend breit und tief ist vielleicht auch noch vorstellbar. Solch ein Objekt zu realisieren ist jedoch nicht so leicht, wie man denkt: wie tegut…später entdecken mußte, als diese Idee vom Himmel gefallen war.
Was ist es, das eine Papiertüte von anderen Gegenständen unterscheidet? Das Material- das Papier- und seine Farbe- braun/ocker- vielleicht? Ist es das Verhalten von Form und Material, wenn die Tüte mit wertvollen Lebensmitteln gefüllt ist? Oder sind die Knicke und Falten des Papiers, die Licht und Schattenspiele erzeugen?
Es gab mehrere Versuche, ein Modell in Lebensgröße zu schaffen, um ein Objekt in Überlebensgröße nachbauen zu können. Diese Versuche scheiterten alle. Ob mit echten Lebensmitteln gefüllt oder mit Isolierschaum; ob aus Papier oder Stahl: es sah einfach nie gut aus. So wie die meisten von uns eben nicht wie Claudia Schiffer oder Brad Pitt aussehen, entsprechend ist es auch bei gefüllten Einkaufstüten. Nicht jedehat ihre Idealform!
Wir kamen auf die Idee, diese Objekt als Skulptur zu betrachten. Ja, als Kunstwerk! Dafür wurde nun jemand gebraucht, der sich mit Formen und deren vielfältigen Möglichkeiten auskennt. Ein Bildhauer aus Bonn verstand sofort die Aufgabe und zusammen mit den tegut… Leuten wurden 5 Modelle aus Kupferfolie geschaffen, deren Eigenschaften denen von Papier sehr ähnlich sind. Die schönsten Charaktereigenschaften wurden herausgesucht. Dann fing die große Arbeit an: Ein Modell im maßstab 1:1 wurde aus Hartschaum- Platten geschnitzt.
Tagelang manchmal bis früh morgens und oft mit Hilfe von 3 weiteren Künstlern war das Modell zum Termin am 29. März geschaffen. Zur Eröffnungsfeuer in Kassel-Harleshausen am 4. mai sollte die Arbeit beendet sein, und so wurde das Modell an Formenbauer weitergeleitet, die die Skulptur technisch umsetzten.
Als wir am 3. Mai auf der Straße vor dem tegut… Markt 2-01-4 standen, lief ein älterer Herr vorbei, schaute in Richtung der Kräne und sagte:
„Mensch, das sieht ja aus wie eine echte Tüte!“ In dem Moment waren wir uns sicher: Ein neues Merkmal steht in der Landschaft.
Dieser Artikel erschien im tegutianer im September 1999