Phönix. Auferstehen aus der eigenen Asche – Thema auch in der Geschichte der Bronze-Skulptur. Aus frühen Knochenstudien (Flügelknochen) und einer späteren Erfahrung der existenziellen Wucht des Stirb und Werde (Auferstehung) wurde der Phönix geboren, der diese Stadien in sich aufgenommen und verdichtet hat.
Oliver Ritter. Sein Formwille öffnet sich in der steten und beharrlichen Umarmung des Materials dem, was aus größeren Räumen in die Existenz drängt. Das lässt sich nicht zwingen. Es gilt, an dieser Öffnung auszuhalten und die kunstschaffende Kraft einem stillen, organischen Wachstum anzuvertrauen. Dabei umspannt es die Polari-täten des Lebens, indem es sich in deren ortloser Mitte sammelt.
Phönix. Das Gleichgewicht der Skulptur verdankt sich allein diesem scheinbaren Paradox, dass sich die Ortlosigkeit der Mitte Gestalt zu geben und in den Raum zu stellen vermag. Keine Gestalt entspricht dem mehr als die menschliche. Auch im Phönix bezeugt sie die humane Mitte von Ritters ästhetischem Sinn.
Metall und Feuer. Das sind die elementaren Pole von Ritters Schaffen. Hier das Flüchtigste in seiner mitreißenden Faszination, dort die größte Verdichtung, die ins Bleiben drängt. Das seelische Temperament Ritters erkennt sich im Feuer, Beharr-lichkeit und Ernst neigen sich zum Metall. In seinen Feuer-Skulpturen vereint sich beides zur Feier von Skulptur, Ort und Mensch.
Phönix. Die archaische Kraft des Götter-Vogels, der zyklisch wiederkehrend im eigenen Untergang Erneuerung findet, lebt in Ritters Phönix auf. In Eschborn hat er sich „den Ort gesucht, an den er gehören wollte“ (Ritter). Hier steht er mit gespannt-gesammelter Geste im Anschauen: aufstrebend, unberechenbar, sich überwindend. Wie der Mensch.
(nach: Janssen Peters, Zur Einweihung des Phönix, Eschborn 2009)